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Thermenstadt im Naturpark Altmühltal

Prädikat: Umweltschule in Europa 2003

Zweite Verleihung trotz erschwerter Bedingungen
Umweltminister Dr. Schnappauf zeichnete fünf mittelfränkische Schulen aus

Es herrschte schon eine ganz besondere Atmosphäre, als der bayerische Staatsminister für Umwelt- und Verbraucherschutz, Dr. Werner Schnappauf, die Bühne im Musiksaal des Bamberger Dientzenhofer-Gymnasiums betrat, um insgesamt 20 Schulen aus Nordbayern eine ganz besondere Ehrung zukommen zu lassen.

Erst zum zweiten Mal wurde auch in Bayern das Prädikat „Umweltschule in Europa“ vergeben, mit dem europaweit all jene Schulen ausgezeichnet werden sollen, die sich im letzten Schuljahr ganz besonders intensiv um den Umweltgedanken bemüht und die Umweltbildung der Kinder in speziellen Projekten gefördert hatten. Nur fünf Schulen aus Mittelfranken wurden ausgezeichnet – zwei Grundschulen, eine Realschule, eine Wirtschaftsschule und eine Berufsschule.

Als einzige Schule aus dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen bekam die Grundschule Treuchtlingen diese Auszeichnung verliehen; und das sogar schon zum zweiten Mal.

Minister Dr. Schnappauf zeigte sich freudig erregt über die prächtigen Ergebnisse, die er vor dem Festakt bereits in der Ausstellung der Schulen bewundert hatte. Er war begeistert über die vielen tollen Ideen und die aussagekräftige Präsentation hervorragender Projekte, mit denen sich Kinder der verschiedensten Altersgruppen an diesem Wettbewerb beteiligt hatten. In seiner Rede ging er natürlich darauf ein, dass Umwelterziehung ein wesentlicher Bestandteil der schulischen Arbeit sein müsse, weil nur umweltbewusste Menschen dazu beitragen können, die Lebensgrundlage für künftige Generationen zu sichern. Da Umweltschutz nicht an Ländergrenzen halt mache und eine verantwortungsbewusste Umweltbildung europaweit notwendig sei, sei die Ausdehnung dieses Wettbewerbs auf ganz Europa sehr sinnvoll.

Bayerns Umweltminister betonte, dass dieser Wettbewerb einen ganz besonderen Zuschnitt habe. Er gehe bei jeder Schule, die sich beteiligt, von einem Ist-Zustand zu Schuljahresbeginn aus und fragt dann ab, welcher Zuwachs in Sachen Umwelt innerhalb eines Schuljahres erreicht wurde. Ist also das Niveau in Sachen Umweltschutz an einer Schule schon sehr hoch, so reicht es dennoch nicht aus, gewisse Maßnahmen nur zu wiederholen; es muss vielmehr ein Fortschritt erkennbar sein. Wer also dieses Prädikat zum zweiten oder gar zum dritten Mal anstrebt, der hat es schon erheblich schwerer, denn die Ausgangsbasis ist viel höher angesiedelt und verlangt eine vertiefte Arbeit „Das macht auch Sinn“, meinte der Herr Minister, denn in der Umwelterziehung geht es nicht um einmalige Maßnahmen, sondern um dauerhaftes bewusstes Handeln und um Nachhaltigkeit – ganz im Sinne der Agenda 21.

„Auf diese Auszeichnung dürfen Sie schon stolz sein“, betonte Minister Dr. Schnappauf, als er Treuchtlingens Schulleiter Claus Wagner und dem federführenden Lehrer in Sachen Umweltbildung in Treuchtlingen, Herbert Brumm, die von ihm und Bayerns Kultusministerin Monika Hohlmeier unterzeichnete Urkunde überreichte; zusammen mit einer Fahne, die jetzt die Schule schmückte, und mit einem Stempel, der bei allen Veröffentlichungen verwendet werden darf. Die beiden Lehrkräfte nahmen die Ehrung stellvertretend für das Lehrerkollegium und die Schülerschaft entgegen, denn an den Projekten, die zur Preisver- leihung führten, hatte sich nahezu die gesamte Schule beteiligt. Herbert Brumm, der zusätzlich Fachberater für Umweltschutz im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist, stellte dann auch den anderen Schulen und den Ehrengästen einige der Maßnahmen vor, die in der Treuchtlinger Grundschule geleistet wurden.

Ein ganz wesentliches Projekt war das Auwaldprojekt in der Altmühlschleife bei Graben. Vor 18 Monaten war hier – unter Mitwirkung der Treuchtlinger Umweltgruppe – ein Auwald gepflanzt worden. Bei der Einweihung hatte Umweltminister Schnappauf der Grundschule Treuchtlingen die Patenschaft über den Auwald übertragen. So kümmerte sich die Grundschule um die Betreuung dieses Gebietes, nahm Pflanzungen vor, beobachtete Pflanzen und Tiere, erstellte eine CD-Dokumentation über das Leben im Auwald, die übrigens begeistert betrachtet wurde, erstellte Zeichnungen und Plakate für interessierte Besucher, nahm Gewässeruntersuchungen vor, verfolgte Biberspuren und beschäftigte sich mit dessen Gewohnheiten, erstellte das Konzept für ein Klassenzimmer im Grünen, das in Zusammenarbeit mit dem Umweltzentrum der Stadt und dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach dann auch geschaffen wurde. Die Kinder wurden zu echten Auwaldexperten, die auch skeptische Bürger von der Bedeutung eines solchen Biotops überzeugten.  Inzwischen ging in diesem Schuljahr die Arbeit bereits weiter. Ein Auwald-Lehrpfad wurde von den Kindern geschaffen, um die Bevölkerung zu informieren; die Stadt Treuchtlingen war dabei ein wichtiger Partner. Es bleiben aber auch noch weitere Aufgaben, um dieses Projekt zu vervollständigen.

Ein zweites wesentliches Thema im letzten Schuljahr war – ganz im Sinne der Agenda 21 – die enge Zusammenarbeit mit dem Waisenhaus in Tinderet in Westkenia. Zunächst war es nur eine Spende der Schule für bedürftige Kinder, die nach dem Adventsbasar im Dezember 2001 von Treuchtlingen nach Kenia gelangte. Aus der Spende aber wurde eine Partnerschaft; es kamen Gaben zurück, die die Kinder in Kenia selbst gebastelt hatten – aus Abfall. Anschaulicher hätten Treuchtlingens Grundschüler den Begriff Wertstoff nicht erfahren können. In der Folgezeit gab es viele Kontakte – per Brief und per mail. Nach einer großen Schuhkartonaktion erreichten uns die Bilder über das Verteilen der Geschenke und unsere Kinder gewannen hautnahe Erkenntnisse über das Leben in Afrika. Inzwischen sind gemeinsame Projekte im Gange; Beobachtung und zeichnerische Darstellung von Tieren, Untersuchungen zum Vogelflug, Erkenntnisse über Umweltbedingungen. Global denken und lokal handeln, der Leitspruch der Agenda, wird hier verwirklicht.

Natürlich wurden auch die anderen Aktionen des Vorjahres fortgeführt; Mülltrennung und Müllvermeidung, Pausenhofgestaltung und Streuobstgewinnung. Auch in Zukunft wird der Umweltbildung an der Grundschule Treuchtlingen ein breiter Raum gewährt, denn schließlich geht es um die Zukunft unserer Jugend. Außerdem will sich die Grundschule Treuchtlingen auch in diesem Schuljahr dafür bewerben, als Umweltschule in Europa 2004 ausgezeichnet zu werden, auch wenn es dann schon wieder etwas schwieriger ist, weil der Ausgangspunkt noch einmal ein höheres Niveau aufweist.